Hofackerstraße

Zürich

Gutes aus Tradition erhalten
Zaunsanierung in der Hofackerstraße 45, Zürich

 

Anfang 2024 durften wir für die Stadt Zürich einen historischen Zaun im Stadtzentrum sanieren. Dies sollte ein umfangreiches, im Ergebnis wunderschönes, und in der Entstehung auch herausforderndes Projekt für unsere Kunstschmiede werden. 

Vermessung, Demontage und Vorarbeiten: Eine gute Ausgangslage schaffen


Bei einer anfänglichen Bestandsaufnahme der Einfriedung an der Hofackerstraße mit Herrn Paul Junker stellten wir fest, dass die Substanz bereits erheblich gelitten hatte und an mehreren Stellen durch Baumwurzeln deutlich beeinträchtigt war. Besonders auffällig war der schlechte Zustand des Tores, das über Jahre offensichtlich unsachgemäß repariert worden war. Darüber hinaus entdeckte Daniel Hedinger Elemente an dem Zaun, die bei früheren Sanierungsmaßnahmen fälschlicherweise hinzugefügt sowie solche, die komplett entfernt worden waren. So konnten zahlreiche Schäden an dem Objekt direkt zu Beginn festgehalten werden. Andere Mängel wiederum sollten erst während der detaillierten Sanierungsarbeiten entdeckt werden.

Aufgrund unserer jahrzehntelangen Erfahrung war uns bewusst, dass bei solch einem umfangreichen und historischen Auftrag gerade die Arbeit zu Beginn im wahrsten Sinne des Wortes fundamental wichtig war. Unsere Mitarbeiter dokumentierten über zwei Arbeitstage hinweg jeden einzelnen Pfosten des Zauns, dazu weitere Referenzpunkte wie Kandelaber und Torpfosten. Auf Basis dieser Informationen hatten wir zu jedem späteren Projektzeitpunkt die Möglichkeit, unsere Arbeit mit den ursprünglichen Maßen abzugleichen. Diese ständige Kontrolle war erforderlich, da beispielsweise alle Fundamente neu gesetzt werden mussten.

Unmittelbar nach der Vermessung begannen wir mit der Demontage des Zauns. Um möglichst zeiteffizient zu arbeiten, teilten wir uns in mehrere arbeitsschrittorientierte Teams auf. Ein Team kümmerte sich darum, die Nieten an den Stößen zu öffnen, ein weiteres Team schnitt die Elemente mit einem Brennschneider heraus, wobei die Schnitte jeweils oberhalb der Steine angesetzt wurden. Die Einzelteile wurden mit einem Gabelstapler zusammengeführt und auf dem Pausenplatz gesammelt. Um später jedes einzelne Element wieder an seinen ursprünglichen Platz zu setzen, markierten und beschrifteten wir alles sorgfältig. Auf diese Weise konnten wir mit gerade einmal fünf Personen innerhalb von einer Arbeitswoche 200 Meter Zaun und vier große Tore demontieren und abtransportieren.

Bevor wir mit den eigentlichen Restaurierungsarbeiten beginnen konnten, lieferten wir den kompletten Zaun zur Sandstrahlung an die Firma Fuch Sandstrahlwerk AG. Dieser Prozess nahm zwei Wochen in Anspruch. Danach holten wir alles wieder ab und lagerten den Zaun so, dass jedes Element einzeln entnommen und in unserer Werkstatt bearbeitet werden konnte. Auf diese Weise konnten wir jedes Einzelteil nochmals in seine kleineren Bestandselemente zerlegen und alle Kreuzungspunkte mit Rostschutz in Form von aufgespritztem Zink behandeln. Auch hier mussten wir improvisieren: Da das Spritzverzinken nicht in einer Werkstatt mit mehreren Personen durchgeführt werden kann, schafften wir eigens dafür einen Container und eine Spritzverzinkpistole an.

Restaurierung des Zaunes: Innovation für Tradition


Mit dem Beginn der eigentlichen Restaurierungsarbeiten mussten wir jedes einzelne Element von Hand zerlegen, wobei die entsprechenden Nieten von uns mit pneumatischen Hämmern geöffnet und geschlossen wurden, um Zeit zu sparen. Die nun frei liegenden Einzelteile wurden genauestens inspiziert, gerichtet, fehlende Teile ergänzt und Profile nachgearbeitet. Danach wurden diese Elemente in unserer Sandstrahlkabine behandelt und schließlich spritzverzinkt.

Um den Umfang der Arbeiten besser zu veranschaulichen: Jedes einzelne etwa vier Meter lange Element hatte 320 solcher Punkte. Insgesamt wurden 4.400 Nieten für den kompletten Zaun verwendet.

Abschließend setzten wir die Elemente wieder sorgsam zusammen, erwärmten die Nieten und formten sie mit pneumatischen Werkzeugen.

Neben den reinen Sanierungsarbeiten stellten wir auch verloren gegangene Elemente komplett neu her. Teilweise griffen wir hierbei auf eine komplett innovative Methode zurück: Metall aus dem 3D-Drucker! Die Elemente wurden im Computer gezeichnet und dann im Schichtverfahren aus hochwertigen Materialien gedruckt. Die auf diese

Bei der Demontage der ersten Elemente war unseren Mitarbeitern aufgefallen, dass einige der Pfosten Bohrungen und Halterungen enthielten, die scheinbar keine Funktion besaßen. Nach intensiven Recherchearbeiten im Historischen Archiv Zürich fanden wir in alten Unterlagen Abbildungen jener Elemente, die an diese Stelle gehörten. Sofort war es uns ein großes Anliegen, diese Elemente wiederherzustellen.

Bei zuvor fehlenden verschnörkelten Zaunspitzen entschieden wir uns für das Senkschmiedeverfahren als Herstellungsprozess. Einer unserer Schmiede fertigte einen Abdruck und ein Gipspositiv an, das als Vorlage für das Stahlpositiv diente. Insgesamt wurden 70 Zaunspitzen auf diese Weise geprägt und nachgearbeitet. Zusätzlich zu den Spitzen fertigten wir dazugehörige Schnörkelelemente. Beides wurde von uns an die restaurierten Zaunelement montiert. Der immense zeitliche Aufwand lohnte sich allerdings aufgrund der enormen visuellen Aufwertung und historischen Wiederherstellung des Zaunes.

Die Zwischenelemente mit Bogen und Schnörkel waren bereits im Vorfeld als sehr aufwandsintensiv erkannt worden. Der Ablauf glich dem der anderen Elemente: Zerlegen, restaurieren, sandstrahlen, spritzverzinken, zusammenbauen. Eine zusätzliche Herausforderung war hier, dass einige der Elemente unter zu hoher Spannung standen und dadurch schwerer zu bearbeiten waren. Darüber hinaus fehlte auf sämtlichen Elementen Dekorteile, die wir wiederum durch unsere eigens historisch akkurat nachproduzierten Zaunspitzen ersetzten.

Restaurierung der Tore: Historie wieder aufleben lassen


Neben der Sanierung der Zaunelemente standen mehrere Tore zur Restaurierung bereit: ein doppelflügeliges antikes Tor, ein einflügeliges antikes Tor, ein Tor aus den 60er Jahren und ein aus Zaunelementen gefertigtes Tor.

Das doppelflügelige Tor stand fest eingespannt zwischen zwei Steinsäulen. Aus diesem Grund konnten wir das Tor in keiner Weise verstellen oder richten, was wiederum mit sich brachte, dass die Maße akribisch eingehalten werden mussten. Neben den üblichen zeitlichen Spuren war das Tor zusätzlich stark beschädigt. Sorgfältig zerlegten wir das Tor in seine einzelnen Elemente und ersetzten die beschädigten Bestandteile, darunter ein neuer Schlosskasten, neue Bandlager und Stellschrauben. Die Türdrückergarnitur wurde durch eine in Metall nachgefertigte Replik des Originals ersetzt, da die ursprüngliche Garnitur aus Guss gebrochen war. Die Bandabdeckung, die nicht mehr vorhanden war, wurde auf Basis der Bandabdeckung des kleineren antiken Tores kopiert und ersetzt.

Anders als das doppelflügelige Tor war das einflügelige Tor in einem verhältnismäßig guten Zustand und benötigte nur wenige Reparaturen. Doch auch hier mussten wir das Blech, den Schlosskasten und den Toranschlag austauschen.

Bei der Toranlage aus den 60er Jahren mussten wir uns primär um neue Lackierung sowie einen guten Service der bestehenden Teile kümmern. Allerdings fehlten zusätzlich dazu die Anschläge und Schlösser an beiden Seitenflügeln, die von uns dementsprechend nachgerüstet wurden.

Schwieriger gestaltete sich das Tor aus Zaunelementen. Hier standen wir vor der Herausforderung, wie das hier grundlegend gestaltet werden sollte. Nach einigen Überlegungen entschieden wir uns dafür, das Tor in das Muster des restlichen Zauns zu integrieren und gleichzeitig einen hohen eigenständigen visuellen Charakter zu erhalten. In der Umsetzung bedeutete dies, dass auf beiden Seiten einstatische Elemente sowie Säulen aus Rohren (100/100/6 mm) verwendet wurden, damit das Tor in alle Richtungen stabil blieb. Die Zaunelemente wurden gemessen und an die Länge des Tores angepasst. Für die optimale Statik legten wir ein diagonales Zugband über das Tor welches das gleiche Profil enthielt wie die bestehenden Hespeneisen.

Alle Elemente und Verbindungen, sowohl des Zaunes als auch der Tore wurden auf einheitliche Weise behandelt. Nach unserer ersten Versiegelung der gefährdeten Stellen gingen alle Elemente zur Firma Mächler AG in Altendorf. Dort wurden die sie abgestrahlt, komplett spritzverzinkt, grundiert und mit Eisenglimmerfarbe E7 lackiert.

Rücktransport und Montage: Altes wieder in neuem Glanz strahlen sehen


Ursprünglich hatten wir vorgesehen, alle Elemente in einer einzigen Transportladung zu liefern und montieren. Letztlich erwies es sich in der Praxis nicht zuletzt aufgrund der schieren Menge an Material als sinnvoller, die Arbeit in fünf Etappen zu unterteilen.

Bei der Montage der restaurierten Elemente führten wir Kernlochbohrungen selbst durch. Auf diese Weise konnten wir kleinere Differenzen in den Abmessungen noch vor Ort ausgleichen und einen optimalen Stand gewährleisten. Im Anschluss an die Bohrungen wurden die Elemente in die Löcher gestellt und von uns miteinander verbunden. Danach erfolgte die Ausrichtung der jeweiligen Zaunabschnitte. Da einige der Elemente von Beginn an leichte Knicke und Biegungen aufwiesen, die bereits Teil der ursprünglichen Fertigung waren, kombinierten wir bei diesen finalen Schritten eine Schnurausrichtung und unser fachmännisches Augenmaß. Technisch moderne Hilfsmittel wie Laser, die üblicherweise in diesem Arbeitsschritt zum Einsatz kommen, wären aufgrund der Eigenheiten der Zaunelemente im schlechtesten Falle sogar kontraproduktiv gewesen. Nach der Ausrichtung wurden die Bohrungen mit Spezialmörtel ausgegossen. Eine Reprofilierung der Steine erfolgte durch einen Steinmetz, wodurch die Montage dann offiziell abgeschlossen war.

Abschließend bleibt festzuhalten, dass wir bei dieser umfangreichen Sanierung wieder einmal erlebt haben, wie viel Aufwand einerseits in der Erhaltung historischer Elemente steckt. Andererseits bestätigt das fertige Ergebnis unsere Hingabe an unser Handwerk. Denn dank dieser Investition aus Zeit, Aufwand und Fachwissen, werden die Tore und der Zaun für zukünftige Jahrzehnte erhalten bleiben und dürfen nun in neuem Glanz erstrahlen.


Wir lieben es, mit unserer Arbeit alten Altes wieder zu neuem Leben zu erwecken. Haben auch Sie einen Auftrag für uns? Dann melden Sie sich gerne bei uns.

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